Über Sagen - und Märchengestalten
Auch Feen, Zwerge und Hexen machen einen beachtlichen Anteil der Figuren in Sagen und Märchen aus. Sie werden immer mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten in der erzählten Geschichte in Verbindung gebracht. Hoffnungen und Ängste kristallisieren sich in diesen Figuren.
Gesang der Feen
Fließe, Strom; in deinen hellen
Klaren Wellen
Wiegt der Himmel sich im Bilde,
Abendlüfte hauchen milde,
Und das Lied der Vögel schallt
Vom Gebirg‘ her aus dem Tannenwald
Ludwig Tieck
Feen
Feen sind mythologisch mit den Nornen aus der Nordischen Saga sowie den Nymphen aus der griechischen Sagenwelt verwandt. Sie sind mit Zauberkräften begabte Fabelwesen und können sich unsichtbar machen. Vorzugsweise leben sie in Felsgrotten oder Schluchten.
Wenn an diesen Orten eine Quelle entspringt, wird das von den Feen besonders wertgeschätzt. Quellen spielen in der Feenmythologie eine wichtige Rolle, da sie als Lebenselixier und als Ursprung im großen Kreislauf des Lebens gelten.
Feen haben Einfluss auf das Schicksal. Sie sind Neugeborenen und Kindern wohlgesonnen und beglücken sie mit Geschenken. Das findet im Märchen von Dornröschen und in den Erzählungen über die Zahnfee seinen Niederschlag.
Eine weitere Eigenschaft von Feen ist ihre unvergängliche Schönheit. Sie sind immer liebreizend, bringen Glück und das Gute gehört zu ihrem Wesen.
Gern begeben sie sich in Gruppen von ihresgleichen und lieben es zu tanzen. Einen Beweis ihrer Tanzleidenschaft glaubt man in Feenringe zu erkennen, in einigen Gegenden Deutschlands werden sie auch Hexenringe genannt. Darunter versteht man Wachstumsorte besonderer Pflanzen, etwa Pilze, die sich ringförmig anordnen.
Zwerge
Die Zwerge sind kleinwüchsige Fabelwesen in Menschengestalt und spielen eine bedeutende Rolle in Märchen.
Ihre Markenzeichen sind Bärte und Zipfelmützen. Obwohl sie meistens in Höhlen oder in Bergen leben, sind sie gelegentlich auch im tiefen Wald zu finden, wie im Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Sie gelten als fleißig und listig, aber zugleich als geizig und bisweilen sogar heimtückisch, wie der Zwerg im Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“.
In den allermeisten Fällen treten sie als Helfer des Menschen in Erscheinung. Zwerge sind überwiegend auf der Suche nach Schätzen oder wertvollen Metallen, daher liegt es nahe, ihnen große Schmiedekunst zuzuschreiben, wie dem Zwerg Alberich aus der Nibelungensage. Er galt nicht nur als Meister der Schmiede, sondern hat darüber hinaus den Nibelungenschatz bewacht bis er an Siegfried fiel.
Bemerkenswert ist, dass in den Salzbergwerken des Salzkammerguts in Österreich im Mittelalter bei der Salzgewinnung kleine mumifizierte Menschen im Bergwerk gefunden wurden. Im Volksglauben galten diese Funde seither als Beweis für die Existenz von Zwergen. Tatsächlich aber handelte es sich um Menschen aus der Keltenzeit, die schon über 1.000 Jahre zuvor in der Region nach Salz gegraben hatten und Stolleneinbrüchen zum Opfer gefallen waren.
Hexen
Hexen spielten im früheren Brauchtum eine nicht unerhebliche Rolle. Typischerweise handelte es sich um alleinstehende Frauen, die am Rande der Gemeinschaft lebten.
Als Kräuterkundige waren sie ständig auf einsamen Pfaden unterwegs, um sich mit verschiedenen Heilkräutern zu versorgen, die später für Heilbehandlungen, z.B. zu Salben, weiterverarbeitet wurden. Der Einsatz dieser Mixturen, so wurde den Frauen unterstellt, diene nicht nur zur Heilung von allerlei Krankheiten, sondern um magische Kräfte zu wecken.
Einige Zeitgenossen verdächtigten die Kräuterfrauen, sie besäßen eine übernatürliche Befähigung zum Fliegen auf Besen oder Ofengabeln. Dahinter steckt die Tatsache, dass beim Einreiben mit drogenhaltigen Kräuteremulsionen durchaus halluzinatorische Effekte erzielt werden können, wie das Gefühl der Leichtigkeit. Wer am Hexenweg aufmerksam die Vegetation betrachtet, kann hier auch heute noch seltene Pflanzen und Heilkräuter ausfindig machen.
Nachts ist in der Umgebung des Weges der Waldkauz zu hören, ein scheuer Vogel, der ebenfalls immer wieder mit Hexen in Verbindung gebracht wurde. Das schlimmste Vergehen, das man den zu Unrecht als Hexen
stigmatisierten Frauen vorwarf, war allerdings die Teufelsbuhlschaft. Über den sogenannten Pakt der Hexe mit dem Teufel kannten die Vorstellungen der Ankläger, Inquisitoren und Exorzisten früherer Zeiten kaum Grenzen. Sie werden heute als Ausfluss ihrer eigenen Ängste und Phantasien gedeutet. So ist es zu verstehen, dass der Teufel als Gegenspieler des Guten in den Sagen und Geschichten eine Hauptrolle übernahm.
Über den Hexenweg kommen wir in einer weiteren kleinen Wanderung zur nächsten Station: die Teufelsküche.