Der Teufelstisch
Als eines Tages der Ritter Graf Kuno von Gräfenberg an einem Kreuzweg vorbeiritt, trat ihm ein großer schwarzer Ritter entgegen und forderte ihn zum Zweikampf auf. Bisher unbesiegt und voller Tatendrang, ließ sich Graf Kuno nicht zweimal bitten und stürmte sogleich auf den Herausforderer los. Doch alles Hauen und Stechen nützte ihm nichts – er unterlag dem schwarzen Ritter. Schwer verletzt wurde er von seinen Knappen in das Schloss nach Gräfenberg zurückgebracht. Langsam erholte er sich von den Verletzungen, doch die Schmach der Niederlage konnte er nicht verwinden. Der Graf beteuerte, wenn er nur die Möglichkeit hätte, würde er sich rächen. Keiner im Lande aber wusste, wo der schwarze Ritter zu finden war.
Als der Graf eines Abends in fröhlicher Gesellschaft beim opulenten Mahl saß, meldete ihm sein Knappe, ein fremder Herr bitte draußen um Einlass und ließe sich nicht abwimmeln. Verärgert entgegnete der Ritter: „Dann lass ihn nur herein, und wenn es der Teufel selber ist.“
Schon trat der Fremde mit der übergroßen Gestalt in den Saal. Alle Anwesenden fröstelte und ihnen war unheimlich zu Mute. Keiner wagte zu protestieren, als sich der Fremde unaufgefordert an den reich gedeckten Tisch setzte und sich an Speisen und Getränken gütlich tat. Zum Schluss gestand der ungebetene Gast, dass er der Schwarze Ritter sei. Die Aufforderung zur Revanche tat der Fremde ab und sprach dem Grafen eine Einladung für den folgenden Abend aus. Zur elften Abendstunde solle sich Kuno auf dem Eberhardsberg einfinden.
Als Ritter Kuno und seine Knappen zur genannten Stunde dort eintrafen, wunderten sie sich, allein im dunklen Wald zu stehen. Plötzlich trat der große Fremde, der in Wahrheit der leibhaftige Teufel war, vor den Gast, und im Nu wurde aus einem großen Felsen ein Tisch hergestellt, auf dem die köstlichsten Speisen zu finden waren. Als Stühle diente das Holz der umstehenden Bäume. Benommen vor Angst, nahm Ritter Kuno wortlos am Teufelsmahl teil.
Doch kaum schlug die Weißenoher Klosterkirche die zwölfte Stunde, war der ganze Spuk schlagartig vorbei. Erleichtert und mit schlotternden Knien kehrte der Ritter heim in sein Schloss. Zurück blieb nur der steinerne Tisch, der alle Jahrhunderte überdauerte und heute noch den Namen Teufelstisch trägt.