Ritter Wirnt von Gräfenberg
Sein Leben und Wirken
Der wohl berühmteste Gräfenberger ist Ritter Wirnt. Ihm zu Ehren findet man heute noch eine gepanzerte Rittergestalt auf dem großen Brunnen vor dem Haus des Wolfsberger Schlosses.
Über sein Leben sind nur wenige Details bekannt, die mühsam aus historischen Quellen rekonstruiert wurden: Ritter Wirnt von Gravenberc war adliger Herkunft und kam vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, um 1170, zur Welt. Seine Heimstatt wurde einst irrtümlich an der Stelle des heutigen sogenannten Wolfsberger Schlosses, ein profanes Wohngebäude am südlichen Ende des Gräfenberger Marktplatzes, angenommen. Heute vermutet man den „Burgstall“ im Stadtgraben, wo die Stammburg des Gräfenberger Rittergeschlechts stand.
(Vergleiche Station 13)
Das Wolfsberger Schloss zeigt eine Turnierszene aus dem Epos des Ritter Wirnt.
Die Quellen deuten mit einiger Sicherheit daraufhin, dass der junge Wirnt seine geistige Bildung im Kloster der Benediktinerabtei im nahen Weißenohe erhielt. Auch in allen ritterlichen Künsten wurde er ausgebildet und ist in einer Reihe mit den Zeitgenossen Wolfram von Eschenbach, dem Dichter des „Parzifal“, sowie Hartmann von Aue, dem Verfasser der Artusromane „Erec“ und „Iwein“, zu sehen. Aus der Feder Wirnts stammt das opulente Werk „Wigalois, der Ritter mit dem Rade“, das aus rund 12.000 Versen besteht und sich über die heutige Region Frankens hinaus großer Beliebtheit erfreute.
„Wigalois“ spielt auf die beliebte Artussage an und gibt einen lebendigen Einblick in die ritterliche Welt des Hochmittelalters, die geprägt war von tiefer Religiosität und der Verehrung idealisierter Frauengestalten.
Das Werk wurde wohl in den Jahren 1204 n.Chr. bis 1208 n.Chr. verfasst.
Über das Ende Wirnts von Gravenberc erzählt man sich eine seltsame Geschichte:
Eines Tages begegnete ihm eine edle Frau. Fasziniert von ihrer Schönheit betrachtete er sie näher, stellte aber mit Entsetzen fest, dass ihr Rücken von hässlichen Kröten und giftigen Schlangen übersät war – im Mittelalter galt dies als Metapher für die Ambivalenz der Dinge. Folglich wandte er sich vom weltlichen Leben ab und zog mit dem fünften Kreuzzug nach Palästina zur Befreiung Jerusalems.
Die Kreuzritter und ihr Gefolge stachen am 1. Juni 1217 unter Führung des Königs von Ungarn und Leopolds IV. von Österreich vom heutigen Split aus in See.
Danach verlieren sich die Spuren Wirnts von Gravenberc im Nebel der Geschichte.