Woher kommt der Name Ermreuth?
Klick, klack, klick
Wir drehen heut die Zeit zurück.
Bis 1000 müssen wir sie drehen
Dort bleiben wir mal stehen.
Was ist damals wohl passiert?
Hör zu, wenn‘s dich interessiert.

Die Zeit um das Jahr 1000 ist eine Zeit, die uns noch heute geheimnisvoll erscheint und viele Rätsel aufgibt, eine Zeit als Autos noch Pferde waren.
In dieser Zeit  lebte ein Ritter namens Erbo von Eggloffstein. Er war jung, groß und stark aber er war auch aufbrausend, ungeduldig und manchmal jähzornig. 

Erbo besaß einige Ländereien und als gläubiger Christ ließ er ein Kloster in dem kleinen Dorf Weißenohe bauen. Eines Tages, es war ein warmer Frühsommertag, wollte Erbo das Kloster besichtigen. Ungeduldig sprang er von seinem Pferd und stürmte mit großen Schritten zum Eingangstor. Er stieß die Tür kraftvoll auf bevor jemand diese öffnen konnte und lief durch den großen Raum, dass es laut hallte. Abrupt blieb er am Ende stehen und drehte sich einmal um seine eigene Achse, dass sein langer, roter Umhang wie ein Sägeblatt die Luft zerschnitt. Er kratzte sich an seinem Bart, zupfte sich an der Nase und stemmte die Hände in die Hüfte. „Irgendetwas fehlt hier doch. Es sieht so leer aus!“, rief er mit donnernder Stimme.

Guilla, seine liebliche Gemahlin, die ihm gefolgt war, schritt hoheitsvoll auf ihn zu. Ihr nachtblaues, langes Kleid berührte dabei den Boden, dass es leise raschelte. Um Erbo zu beruhigen hob sie die Hand, berührte ihn sanft an der Schulter und flüsterte: „Edler Herr, es fehlen die Möbel! Weder Bank noch Tisch sind vorhanden. Ich will gar nicht von einer Truhe mit goldenen Beschlägen reden. Oder von Stühlen, in deren Lehnen unser Wappen geschnitzt ist.“

Erbo schlug die Hand an die Stirn, drehte sich auf dem Absatz um und rannte aus dem Gebäude. Im Laufen schon rief er seinen Knappen Arjo, der im Schatten eines Baumes ein kleines Nickerchen machte. Als der die dröhnende Stimme seines Ritters hörte, sprang er auf und setzte sich hastig seine Kappe auf. In Erwartung einer Ohrfeige wollte er sich schon hinter dem Baum verstecken als er die Worte seines Herren vernahm: „Reite so schnell du kannst ins nahe Nürnberg und bringe mir die  besten Schreiner und Holzschnitzer der Zünfte. Ich brauche sie sofort. Sie sollen ihr Werkzeug mitbringen und sage ihnen, dass ich sie gut entlohnen werde. 
Es soll ihr Schaden nicht sein, wenn sie sofort mit dir hierher kommen. Worauf wartest du noch! Beweg deinen Hintern und steh hier nicht faul herum!“ Arjo rannte zum Stall und sattelte sein Pferd. 
Es dauerte ein paar Tage bis der Knappe mit den Handwerkern auf der staubigen Straße zurückkam. Die Nürnberger Handwerker waren nicht unbedingt an einem Auftrag in Weißenohe interessiert und so musste Arjo eine Weile suchen und betteln, bis er ein paar Gesellen zu einem Marsch ins Kloster überreden konnte.

Der edle Erbo wartete bereits ungeduldig auf die Handwerker und als er den Haufen junger Kerle kommen sah, wurde er sofort ärgerlich. „Das sollen die besten Handwerker sein? Das sind doch alles unreife Knaben, Lümmel, Knirpse ohne jede Erfahrung!“ Erbo nahm seinen Knappen beiseite. „Herr, es wollte kein anderer mit mir kommen, als diese Männer hier. Aber einige von ihnen haben bei einem Meister gelernt und wollen für Euch arbeiten. Sie verlangen nur Kost und eine Unterkunft.“ Erbo hatte sich ein wenig beruhigt und erteilte lautstark den Auftrag Bänke und Tische zu bauen. Die Männer schauten sich zuerst um und dann mit großen Augen zu Erbo. Keiner wagte etwas zu sagen „Was glotzt ihr mich so an? Habt ihr mich nicht verstanden? Ich brauche Tische und Bänke! Worauf wartet ihr noch? Fangt an!“, brüllte Erbo ärgerlich.

Vorsichtig und mit gesenktem Haupt trat der kräftigste der Handwerker, ein Schmied, vor: „Wir würden sehr gern all eure Wünsche erfüllen, edler Herr, aber woher sollen wir das Holz nehmen?“, wagte er zu fragen. Ritter Erbo bekam einen roten Kopf und stampfte so wütend mit dem Fuß auf, dass sich alle vor Angst duckten. Wie konnte er das nur vergessen. Mit Riesenschritten ging er zu seinem Pferd, sprang auf und ritt, ohne ein Wort zu sagen, davon. 
Erbo trieb sein Pferd zu einem schnellen Ritt an. Ohne wirklich darauf zu achten wohin er ritt, schlug er den Weg Richtung Forchheim ein, überquerte die Katz und blieb erst stehen als er oben auf einer Hügelkuppe ankam. Das Fell seines Pferdes war feucht von der Anstrengung. Auch Erbo atmete schwer und ließ müde seinen Blick über das vor ihm liegende Tal schweifen. Ein Bach schlängelte sich durch die Wiesen. Und wie er noch darüber nachdachte wohin er jetzt reiten sollte, blieb sein Blick an einem kleinen Wäldchen in dem lieblichen Tal hängen. Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis. Genau! Das war es. Er wird das Wäldchen roden lassen und das Holz für seine Zwecke nutzen. Beflügelt von seiner Idee, wendete er sein Pferd und ritt nun, da er eine Lösung seines Problems gefunden hatte, im leichten Galopp zurück nach Weißenohe.Erbo sprang vom Pferd und gab seinem Knappen die Zügel in die Hand. „Versorge zuerst mein Pferd und dann suche Tagelöhner und anderes Gesindel, die bereit sind, einen Wald zu roden. Organisiere Äxte, Seile und einen Wagen. Morgen früh, noch vor Sonnenaufgang wollen wir aufbrechen. Jeder der bereit ist mitzukommen, erhält nach Abschluss der Rodung eine kleine Scholle zum Bearbeiten. Dort kann er von mir aus sesshaft werden.“ 
Am nächsten Morgen stand ein kleiner Haufen von Männern, Frauen und Kindern zum Abmarsch bereit. Frohen Mutes und singend folgten sie dem edlen Erbo, der hoch zu Ross saß. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie auf dem Hügel ankamen, von dem aus Erbo am Tag vorher den Wald gesehen hatte. Erbo wies auf das Wäldchen und sagte: „Jedem der hier arbeitet und Holz schlägt, gebe ich ein Stück der gerodeten Fläche. Er soll sich darauf einen Acker herrichten und eine Hütte bauen. Dafür muss er mir jedes Jahr am Martinstag einen Taler Zins zahlen.“

Die fleißigen Leute befreiten die Stämme von den Ästen und der Borke und schafften das Holz nach Weißenohe. Das Kleinholz nutzen sie zum Bau ihrer Unterkünfte.
Und so begann ein emsiges Arbeiten. Tagelang, wochenlang, monatelang, schufteten die Männer, Frauen und Kinder. 
Ein paar Jahre später standen im Kloster Bänke und Tische. Auf dem gerodeten Stück Land wuchsen Rüben, Zwiebeln und dicke Bohnen. Kleine Hütten standen dicht zusammengedrängt im Tal direkt am Bach.

Eines Tages war Erbo wieder einmal auf dem Weg zu seinem Dorf, wie er es nannte. Und wie jedes Mal blieb er oben auf dem Hügel stehen, von wo aus er das erste Mal ins Tal geblickt hatte. „Mein Dorf sollte einen Namen haben“, sprach er vor sich hin. „Jeder soll wissen, dass ich hier der Herr und Besitzer bin!“ 
Und wie er so darüber nachdachte, sprach er leise vor sich hin: „Von Erbo gerodet, Erborode. Nein, das muss man vornehmer aussprechen!“ Also spitzte er die Lippen und wiederholte: „Erborote, Erborot“ Als er die Lippen nun ganz doll spitzte, klang es wie: „Erboruit“ Und da schlug er sich kräftig auf die Schenkel, lachte und schrie: „ Ja! Das ist es. Erboruit !“ Ja das war es! So sollte sein Dorf heißen. Zufrieden mit sich und der Welt kehrte er zurück nach Eggloffstein. Auf dem ganzen Weg sprach er es vor sich, um es nur ja nicht zu vergessen und um den Klang immer wieder zu hören: „Erboruit!, Erboruit!“ Nun musste er nur noch einen Brief an den Bischof schreiben und ihn um den Schutz für sein Dorf bitten. Damit würde dieser eine Urkunde ausstellen und der Name wäre fest geschrieben. Leider konnte Erbo selber nicht schreiben, also ließ er einen Schreiber kommen. Dieser war aber schon alt und etwas schwerhörig. Als Erbo ihm den Brief diktierte und den Namen Erboruit nannte, verstand der Schreiber Ermreuth. Und so schrieb er es nieder. Erbo siegelte den Brief und weil er auch nicht lesen konnte, bemerkte er den Fehler natürlich nicht. 

So war die erste Erwähnung des Örtchens mit Ermreuth notiert und der Name blieb bis heute bestehen.